Durch einen steigenden Anteil von Frauen im Arbeitsmarkt, die früher traditionell für die Kinderbetreuung und Sorgearbeit zuständig waren, stellen sich heutzutage bei der Familienplanung viele Fragen. Wer übernimmt die Kinderbetreuung und pausiert den Beruf, nimmt dabei Abzüge bei der Vorsorge und Pension in Kauf? Ist es finanziell überhaupt möglich, dass ein Elternteil mehrere Jahre zu Hause die Sorgearbeit leistet, bis der Nachwuchs eingeschult wird? Findet man einen passenden und erschwinglichen Betreuungsplatz, nachdem die Elternzeit vorbei ist? Nach wie vor stellt der Versuch Mutterschaft oder Vaterschaft mit Erwerbstätigkeit zu verbinden viele Menschen vor Herausforderungen. Es wirkt absurd, dass sich Arbeit und Familie, die unser Leben und unsere ganze Gesellschaft maßgebend beeinflussen, nach wie vor so schwer miteinander verbinden lassen.
Kein „Entweder-oder“ mehr
Doch genau hier schafft die «Female Shift» Potenzial für alle: Durch die immer stärker werdende Relevanz von Frauen in der Arbeitswelt muss die traditionelle Sichtweise der Vereinbarkeit von Familie und Beruf, die zu großen Teilen aus „Entweder-oder“ besteht, erneuert werden. Familien- und Karriereplanung sollen und können nicht länger im Widerspruch zueinander stehen. Für einen zeitgemäßen und arbeitnehmergerechten Arbeitsmarkt ist es notwendig, dass Unternehmen dabei helfen diese Unvereinbarkeit abzubauen. Ein wichtiger Schritt besteht unter anderem darin, angemessene und ausreichend vorschulische Betreuungsangebote innerhalb der Betriebe zu schaffen. Weiters sollte die Wirtschaft verstärkt mit der Bildungspolitik zusammenarbeiten, um auch mehr staatlich geförderte Betreuungsmöglichkeiten zu etablieren.
Die Chancen für den Bodenseeraum
Für die Regionen im Bodenseeraum können veränderte Arbeitsbedingungen, die Familie und Beruf besser miteinander vereinen, ein wichtiger Faktor für attraktive Arbeitsplätze für die Zukunft bedeuten. Denn Unternehmen im Bodenseeraum sind auch zukünftig darauf angewiesen Fachkräfte überregional zu rekrutieren und bestehendes Fachpersonal zu halten. Durch den demografischen Wandel und die Alterung der Arbeitnehmer*innen sind neue Strategien für ein Image als guter Arbeitgeber gefragt. Um den Bedürfnissen der jungen Generation am Arbeitsmarkt gerecht zu werden, ist von Unternehmen und Politik soziales Handeln und Reaktion gefragt. Flexible Arbeitszeitmodelle, Familienfreundlichkeit und das Bereitstellen von Kinderbetreuungseinrichtungen sind dabei zukunftsorientierte Aspekte, mit denen sich der Wirtschaftsraum des Bodensees als attraktiver Arbeitgeber positionieren kann und seine Wettbewerbsfähigkeit sicherstellt.