SichtWeisen

Die Gleichstellung von Frauen muss über die Freiwilligkeit gehen

Im aktuellen Gesellschaftsdiskurs spielen Frauen eine immer grössere Rolle. Und das ist gut so: ein grösserer Teil der Bevölkerung wird in den politischen Diskurs miteinbezogen, womit die Demokratien im Bodenseeraum eine grössere Legitimierung erfahren. Doch die Teilnahme von Frauen in verschiedenen Teilbereichen der Gesellschaft sollte auf Freiwilligkeit beruhen, sowohl vonseiten der Frauen als auch der Männer.

Es ist noch nicht lange her, als sich Frauen in Europa – und darüber hinaus – Männern unterordnen mussten. Seitdem hat sich vieles geändert und doch ist die veraltete Weltanschauung immer noch in einigen Köpfen präsent. Inzwischen hat sich das Blatt mancherorts allerdings gewendet: in der Schweiz etwa ist der Anteil junger Frauen bis 34 Jahren mit Hochschulabschluss höher als derjenige von Männern.

Um diese Entwicklung zu unterstützen, setzt die Politik auf verschiedene Massnahmen. Einige basieren auf einem Verständnis der Gleichberechtigung zwischen den Geschlechtern, etwa die Unterstützung von Müttern und Vätern zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf, Massnahmen zur geschlechtsspezifischen Gewaltprävention oder die Gleichstellung von Frauen bezüglich Rentenalter und sorgerechtlichen Fragen. Andere wiederum gehen vom veralteten Bild der hilflosen Frau aus, welche der Staat unterstützen muss: mit Quoten zur Besetzung von Positionen in Politik und Wirtschaft oder speziellen Programmen zur Förderung von Frauen in der Bildungswelt. Dies stellt das aufgeklärte Selbstbild der Frau aus Sicht der modernen Gesellschaft infrage, da sie auf ihr Geschlecht reduziert wird, anstatt aufgrund guter Qualifikationen eine überzeugendere Kandidatur als Mitbewerbende – seien sie männlich oder weiblich – zu stellen.

«Beteiligen sich Frauen stärker am Erwerbsleben, steigert dies den allgemeinen Wohlstand»

Die Stärkung der Rolle der Frau kann allerdings auch mit anderen Ansatzweisen erfolgen: In einer Gesellschaft, die auf liberalen Werten aufbaut, handeln Menschen eigenverantwortlich. Die Frau ist somit dem Mann gleichgestellt, da es im Interesse beider Seiten liegt, zu kooperieren. Beteiligen sich Frauen stärker am Erwerbsleben, so steigert dies den gesellschaftlichen Wohlstand. Dennoch ist auch die Erziehung der nächsten Generation essenziell, weshalb es wichtig ist, auch die Väter in die Erziehung der Kinder miteinzubeziehen, womit Müttern ebenfalls die Fortsetzung der Karriere ermöglicht wird.

«Auch im Bodenseeraum braucht es für Frauen keine Quoten»

Auch im Bodenseeraum braucht es für Frauen keine Quoten, keine bevorzugte Behandlung und keine Förderungsprogramme. Was jetzt mehr denn je benötigt wird, ist ein Umdenken in der Gesellschaft, um Frauen wie Männern mehr Freiheiten zu gewähren. Dies ermöglicht es beiden Geschlechtern, auf einer gleichberechtigten Ebene beruflich wie privat zu kooperieren. Das bedingt ein starkes Selbstbewusstsein der Frauen, welches darauf fusst, dass sie ebenso fähig sind wie Männer, und das Selbstverständnis der Männer, dass Frauen auf derselben Ebene wie sie stehen. Dieses Selbstbewusstsein und Selbstverständnis kann aber nur erfolgreich aufgebaut werden, wenn bei der Gleichstellung der Geschlechter die Freiwilligkeit im Mittelpunkt steht – womit man auch auf eine höhere Akzeptanz und einen grösseren Veränderungswillen bei Gesellschaft, Politik und Wirtschaft stossen würde.

image_pdfDownload als PDF

Patrick Louis

Patrick Louis (21) kommt aus der Schweiz, ist aber in verschiedenen europäischen Ländern aufgewachsen. Daher interessiert ihn die internationale Kooperation im Bodenseeraum besonders. Für SichtWeisen greift er regionale Themen mit überregionalem Hintergrund auf.

Jetzt zum monatlichen Newsletter anmelden!

SichtWeisen – ein Projekt der IBK

Unter «SichtWeisen» werden relevante (Zukunfts)Themen von sechs Jungjournalist*innen professionell aufgearbeitet. «Next Generation Bodensee» möchte mit diesem Projekt der nächsten Generation im IBK-Raum eine politische Stimme geben.