Jene Parteien, die sich traditionell auf eine hohe Mitgliederzahl verlassen konnten, mussten in den letzten Jahren vehemente Verluste verzeichnen. Dies liegt mitunter daran, dass alte Mitglieder wegsterben, neue Jungmitglieder aber kaum hinzustossen. Für die Parteien bedeutet das, dass ihnen in Zukunft das Personal ausgehen wird, sollten nicht auf wundersame Weise neue Mitglieder aus dem Boden wachsen. Doch warum interessiert sich die junge Generation, die sich derzeit doch immer stärker politisiert, so wenig für Parteiarbeit?
Zum einen liegt das daran, dass sich die politische Jugendkultur nicht mit den aus ihrer Sicht konformistischen und verknöcherten Parteien identifizieren kann. Die schwerfälligen Ideologien, die jenen zu Grunde liegen, versprechen vor allem Stabilität und Pragmatismus – Begriffe, die in vielen Ohren nach Stagnation und Lethargie klingen. Das soll nicht bedeuten, dass junge Leute nicht ideologisch wären – ganz im Gegenteil. Doch ihre Ideologien unterscheiden sich von den Denkweisen, die den Parteilinien zugrunde liegen. Sie sind volatiler, aber oftmals auch zielgerichteter und themenorientierter, was sich in letzter Zeit besonders bei der Klimadebatte beobachten liess.
Grundsätzlich fordert die Jugend aber vor allem eines: schnelle Veränderung. Und das ist etwas, das sie bei den alten Parteien nicht zu finden glaubt. Begrenzte Zugangsmöglichkeiten und Karrierechancen bestätigen sie in dieser Annahme. Innerhalb einer Partei etwas zu erreichen, setzt meist jahrelanges Engagement und einen erheblichen Zeitaufwand voraus. Aufgrund dieser Starrheit hat die Partei als Organisationsprinzip ihren Reiz für eine Generation verloren, die ihre eigene Wandelbarkeit und Ungebundenheit schätzt. Wie können also Parteien die Jugend trotzdem zur Teilnahme animieren? Ein Ansatz ist, der jugendlichen Bindungsabneigung mit flexiblen Partizipationsmöglichkeiten zu begegnen und Möglichkeitsräume für die Einbringung ihrer Anliegen innerhalb der Partei zu schaffen. Sich in eine Partei einzubringen, sollte nicht heissen, sich einer rigiden Parteilinie zu verschreiben, sondern sich individuell an der Repräsentations- und Ideenbündelungsfunktion der Parteien zu beteiligen. Eine organisatorische Umstrukturierung könnte also für das Abwehren der Parteiüberalterung förderlich oder sogar notwendig sein.