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Satire als politisches Mittel: «Die PARTEI» machts vor

Um den Dialog über den Stellenwert von politischen Parteien zu fördern, kann Satire und Humor helfen, mehr Leute in diesen Dialog einzubauen. Eine Spasspartei in Deutschland macht es vor.

Was sind die Rolle und Funktion von Parteien in unserer Gesellschaft? Dies ist eine sehr berechtigte und aktuelle Frage. Diese zu beantworten, kann jedoch schnell kompliziert werden. Um bei dieser theoretischen Diskussion teilzunehmen, braucht es viel Vorwissen, und so ist der Kreis, der Mitdiskutierenden auch relativ klein. Eine Institution, welche diese Frage etwas anders angeht, ist «Die PARTEI». So setzt sich diese quasi schon durch ihre Existenz, jedoch auch durch diverse skurrile Aktionen mit dem Konstrukt einer Partei auseinander.

«Die PARTEI» ist eine deutsche Kleinstpartei. 2004 wurde sie von Mitarbeitern des Satiremagazins TITANIC gegründet und ist auch allgemein als Satirepartei bekannt. Die provokanten Wahlkampfaktionen scheinen aber auf Anklang zu stossen, denn 2019 konnte die Partei bei den Europawahlen mit fast 900’000 Stimmen landesweit zwei Sitze erlangen. In den sechzehn Punkten des Parteiprogramms ist von einer Forderung der rechtsgültigen Schuldbefreiung mit der Begründung «Putin ist schuld» bis hin zur Forderung nach «mindestens doppelt so viel Gerechtigkeit wie die SPD» alles dabei. Wo bei der Politik von «Die PARTEI» dabei die Grenze zwischen trockenem Humor und aufrichtiger Ernsthaftigkeit liegt, ist nie ganz klar.

EU-Budgetfragen mal anders erklärt

Einer der beiden ins EU-Parlament gewählten Kandidaten ist Nico Semsrott, der zuvor schon als Komiker in Deutschland bekannt war. Er ist mit seinen 34 Jahren noch recht jung. Dies zeigt sich auch in seiner Öffentlichkeitskommunikation. So ist er auf Social Media aktiv, dabei kreativ, unterhaltsam aber trotzdem sehr informativ. Seine Youtube-Videos, die nicht selten fast eine Million Views zählen, zeigen den Alltag und die bürokratischen Hürden eines EU-Politikers. Mit diesen Videos werden Menschen erreicht, die sich sonst wohl noch nie mit den Budgetfragen der EU auseinandergesetzt haben. Natürlich profitiert «Die PARTEI» von ihrer Position in der Opposition und hat als Kleinstpartei auch weniger Verantwortung als die etablierten Parteien. Jedoch würden traditionelle Parteien sicher nicht schlecht daran tun, gewisse Dinge mit mehr Humor zu nehmen. Im deutschsprachigen Raum ist «Die PARTEI» mit ihrer Art leider noch einzigartig. Denn nur weil die Herangehensweise etwas lockerer und lustiger ist, muss dies noch lange nicht heissen, dass der politische Inhalt nicht ernst gemeint ist.

Service Box

Der Humor von «Die PARTEI» ist mit Worten schwer zu erklären, unter den folgenden Links kann man sich selbst ein Bild machen.

https://www.youtube.com/user/nicosemsrott/videos
https://www.youtube.com/c/MartinSonneborn/videos

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Judith Ebnöther

Judith Ebnöther (21) ist für ihr Studium der Politik- und Kommunikationswissenschaften in die Bodenseeregion gezogen. Ihre Interessen sind extrem vielfältig und so möchte sie mit ihren Texten Ideen und Ansichten von verschiedensten Menschen und Thematiken beleuchten.

1 Kommentar

  • Möglicherweise erreicht die Spasspartei ein breiteres Publikum. Nur zur politischen Arbeit gehört im wesentlich das Wirken in Ausschüssen (Kommissionen), wo Kompromisse und Lösungen erzielt werden.

    In diesen Sinne blockiert „die Partei“ politische Entscheidungsprozesse.

    Danke für den Beitrag.

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Unter «SichtWeisen» werden relevante (Zukunfts)Themen von sechs Jungjournalist*innen professionell aufgearbeitet. «Next Generation Bodensee» möchte mit diesem Projekt der nächsten Generation im IBK-Raum eine politische Stimme geben.