Ich ernähre mich nun seit etwa acht Jahren quasi durchgängig vegetarisch und komme auch dem Veganismus immer näher. Der Hauptgrund für diese Ernährungsform war immer das Klima. Mir persönlich fällt der Verzicht einfach und ich liebe es, verschiedene Alternativprodukte zu testen. Das schwerste an meinem Vegetarierdasein ist aber eigentlich der Kontakt zu Karnivoren.
An die andauernden Kommentare an Familienfesten gewöhnt man sich mit der Zeit. Es ist mittlerweile nicht mehr gleich einfach mich zu ärgern, denn ich habe mir eine dicke Haut zugelegt, was das Thema betrifft. Die unkreativen und sich ständig wiederholenden Sprüche können aber auf Dauer schon nerven.
Obwohl es ein weitverbreitetes Klischee ist, dass Vegetarier*innen und Veganer*innen ihre Lebensweise missionsartig weiterverbreiten wollen, sind die meisten Fleischverzichter*innen in meinem Bekanntenkreis ziemlich zurückhaltend. Auch ich halte Ernährung primär für Privatsache und teile meine Ansichten dazu nur, wenn ich explizit darauf angesprochen werde. Doch genau hier liegt der Hacken. Aus irgendeinem Grund haben Fleischkonsumenten das Bedürfnis, ihre Ernährung zu rechtfertigen, bevor ich «Vegi-Menü» überhaupt aussprechen kann.
«Ich esse nur sehr selten und dann Bio», «es schmeckt halt einfach zu gut, um darauf zu verzichten», oder «ich muss doch meinen Proteinbedarf irgendwie decken» sind nur einige der Exemplare, aus der lange Liste an Gründen, die mir Fleischesser mitteilen, um ihren Konsum zu rechtfertigen. Und die meisten tun dies ungefragt und ohne, dass das Thema Ernährung zuvor angesprochen wurde. Was möchten sie von mir hören? Lob, Zustimmung oder ist es eher Provokation? Natürlich freue ich mich, wenn sich mehr Menschen Gedanken über ihre Ernährung machen. Allerdings finde ich, dass man seinen Konsum schlussendlich hauptsächlich vor sich selbst rechtfertigen muss.
Ich kann es nicht rechtfertigen, Fleisch zu essen. Wenn es für andere anders ist, dann ist das halt so und ich bilde mir nicht ein, dies ändern zu können. Das sollte aber für beide Seiten gleichermassen gelten. Darum plädiere ich für ein gegenseitiges Verständnis. Denn ganz ehrlich, so unterschiedlich sind sie nicht: die sich ständig rechtfertigenden Fleischesser*innen und die missionierenden Veganer*innen.