Wann ist man Vorbild?
Ein Vorbild zu sein, geht mit einem gewissen Status einher, man könnte fast schon sagen Privilegien. Man ist besonders begabt in einem Themenbereich, besonders klug, besonders schön. Die Kategorie ist nebensächlich, Superlative heisst die Devise. Ist man ein Vorbild, wenn man tausende Fans hat, mediale Aufmerksamkeit bekommt? Wenn man etwas Besonderes geleistet hat? Oder ist es auch schon der, der seinen Müll trennt? Freundlich und geduldig gegenüber seinen Mitmenschen ist?
Filmstars oder Opa?
Der vermeintliche Heiligenschein, der über dem Begriff „Vorbild“ schwebt, verblasst langsam. Ein „richtiges“ Vorbild motiviert zu Handlungen, dabei ist es nicht ausschlaggebend, wie gross oder besonders diese Handlungen sind. Es ist irrwitzig anzunehmen, dass das nur bestimmte Menschen können. Die ersten Vorbilder eines Kindes sind keine Sportler oder Filmstars – es sind bekanntermassen die Eltern und Geschwister, die Menschen, mit denen das Kind aufwächst.
Warum nehmen wir uns also idealisierte Persönlichkeiten zum Beispiel, anstatt Menschen, die uns viel näher sind und auch viel mehr beeinflussen? Wie zum Beispiel der Opa, der immer einen Ratschlag parat hat und man sich danach gleich besser fühlt. Die eigene Mama, auf die immer Verlass ist. Der hilfsbereite Freund, der einem etwas Neues zeigt und beibringt. Die Arbeitskollegin, die auch in stressigen Situationen einen kühlen Kopf bewahrt und freundlich bleibt. Freunde, die trotz Rückschlägen und Hindernissen ihren Weg gehen. Die wichtigsten und besten Vorbilder sind die Menschen in unserem eigenen Umfeld.
Und während wir das nächste Mal gebannt vor dem Fernseher oder am Handy sitzen, um die aktuellsten Neuigkeiten unserer Vorbilder zu verfolgen, sehen wir vielleicht in einem kurzen Augenblick uns selbst in der Reflexion des Displays und uns wird klar, dass auch wir jederzeit ein Vorbild für jemanden sein können.