Wenn man jedoch die Entwicklung der Weltbevölkerung über die Jahre beobachtet, dann ist plötzlich unverkennbar, welches Ereignis am ausschlaggebendsten war. Vom Beginn der Zivilisation bis etwa in die Hälfte des achtzehnten Jahrhunderts, verläuft der Bevölkerungswachstum relativ langsam und geradlinig. Dann schiesst die Zahl plötzlich in die Höhe. Heute leben über zehnmal mehr Menschen als 1750. Der Auslöser: Die industrielle Revolution – die Erfindung der Dampfmaschine, die zunehmende Mechanisierung und die vielen Technologien, welche darauf folgten.
Technologische Entwicklung schafft Zukunft …
Der Historiker Ian Morris sagte dazu “The industrial revolution made a mockery of the histories of the past“. Ähnlich behaupten heute viele Historiker*innen, dass nicht in erster Linie politische oder gesellschaftliche, sondern technologische Entwicklungen die Geschichte vorantreiben. Gängiger Weise werden zwei weitere industrielle Revolutionen identifiziert, welche auf die erste folgten. Demnach fand die zweite am Anfang des 20. Jahrhunderts statt, als Elektrisierung und Massenproduktion eingeführt wurden. In den Siebzigern folgte die sogenannte “mikroelektronische Revolution“, welche als Beginn der Digitalisierung gilt. Heutzutage wird gar von einer vierten industriellen Revolution geredet, in welcher wir uns aktuell befänden. Es geht weiterhin um digitale Technologien, nun aber vermehrt um Automatisierung, soziale Medien und künstliche Intelligenz.
… und macht Angst vor Veränderung
Wenn Technologie die treibende Kraft der Geschichte ist, dann ist unbestreitbar, dass diese neuen digitalen Technologien unsere Lebenswelt radikal verändern werden. Vielen bereitet das Sorge. Denn erstens herrscht Generalpessimismus gegenüber Veränderungen. Zweitens ist die Skepsis besonders gegenüber Robotern hoch, was unter anderem schlechten Sci-Fi-Filmen zu verdanken ist. Drittens fürchten viele, dass ihre Arbeitsstelle durch einen Roboter gefährdet sei. Aber solche Sorgen sind kaum neu. Das letzte Jahrhundert war übersät mit dystopischen Vorhersagen über die unmittelbar drohende Irrelevanz menschlicher Arbeit. Trotzdem ist bisher eher das Gegenteil zu belegen. Eine Studie von Deloitte zeigt, dass in der Schweiz der Bedarf an Arbeitskräften stets stärker gewachsen ist, als Arbeitsplätze durch die Automatisierung ersetzt wurden.
Automatisierung als Befreier …
MIT-Ökonom Andrew McAfee behauptet, dass die Informationstechnologien die Welt noch weitaus radikaler verändern werden als bisherige Technologien. Er bezeichnet sich aber selber als „digital optimist“. Seiner Meinung nach befreit uns die Automatisierung von öder, unnötiger Arbeit und schafft eine bessere Welt. Angesichts der technologischen Fortschritte müssen jedoch Massnahmen getroffen werden, die das Sozialnetz ausbauen und den Zugang zu Weiterbildung vereinfachen, um wachsende Arbeitslosigkeit und Ungleichheit zu vermeiden.
… und als Türöffner für mehr Kreativität und Empathie
Zweifellos wird unsere Gesellschaft und Wirtschaft komplett neu überdacht werden müssen. Dafür braucht es visionäre Politik. Eine Diskussion über ein bedingungsloses Grundeinkommen ist unumgehbar. Aber tatsächlich gibt es viele Gründe, dem digitalen Wandel optimistisch entgegen zu schauen. Im Kern ermöglicht er es uns Tätigkeiten zu widmen, die persönlich und gesellschaftlich wertvoller sind. Krankenpfleger*innen oder Lehrer*innen werden besser entlohnt. Während Maschinen uns stupide Arbeit und Routine im Büro ersparen, können wir uns auf die Fähigkeiten konzentrieren, welche uns von den Maschinen unterscheiden: Kreativität und Empathie.
Service Box
Um mehr über Andrew McAfee zu lesen empfiehlt sich sein Buch “race against the machine“. Oder man schaut sich sein TED-talk an: https://www.youtube.com/watch?v=QfMGyCk3XTw.
Spannender Ansatz. Ob sich soziale Netze einfach so ausbauen lassen, ist jedoch fraglich.