Bisweilen sind es vor allem Schlagzeilen, die unsere traditionellen Geschlechterrollen unterstreichen. Anfang des Jahres fanden in Liechtenstein die Parlamentswahlen statt. Erstmalig gab es eine realistische Chance, dass Frauen die Mehrheit in der Regierung stellen. Eine weitere Premiere war die Kandidatur einer Frau für das Amt des Regierungschefs. Es folgten unzählige Berichte, auch in den internationalen Medien. Letztendlich sind in Liechtenstein nun drei von fünf Regierungsmitgliedern weiblich. Zukünftig wäre es wünschenswert, wenn solche Gegebenheiten nicht für internationale Schlagzeilen sorgen, sondern der Normalität angehören.
Faktor Bildung
Bereits jetzt sind Frauen in vielen Regionen besser ausgebildet. In der Schweiz ist der weibliche Anteil der Hochschulabsolvent*innen in der Altersgruppe der 25- bis 34-Jährigen bereits höher als jener der Männer. Ähnliche Zahlen liegen aus Österreich und Deutschland vor. Dies führt dazu, dass mehr Frauen in Führungspositionen drängen und die bisherige, männlich geprägte Welt aktiv in Frage stellen. Mit Rückschlägen ist zu rechnen, jedoch ist davon auszugehen, dass zivilgesellschaftliche Bewegungen das Bewusstsein bei beiden Geschlechtern schärfen.
Vorbilder für neue Denkmuster
Die junge Generation, die vorhandene Vielfalt meist besonders schätzt, könnte insbesondere durch Vorbilder weiter geprägt werden. Für ein junges Mädchen scheint die Position einer Regierungschefin womöglich in weiterer Ferne als für einen jungen Burschen die eines Regierungschefs. Die breite mediale Berichterstattung leistet ihren Beitrag, festgefahrene Strukturen aufzubrechen. Zusätzlich könnten beispielshalber Schulbesuche weiblicher Führungskräfte motivierend sein und dazu beitragen, Diversität zu normalisieren und eine höhere Wahrnehmung für den Wert dieser zu schaffen.