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SichtWeisen: Sollte unsere Demokratie flüssig sein? | Photo by Markus Spiske on Unsplash

Sollte unsere Demokratie flüssig sein?

Die Digitalisierung verändert über kurz oder lang alle Lebensbereiche. Auch die Demokratie wird sich verändern. Momentan ist die sogenannte flüssige Demokratie eher noch ein Traum von digitalen Nerds. Um jedoch endlich wieder Jüngere für Politik begeistern zu können, muss sich etwas ändern.

Das Konzept der flüssigen Demokratie (Liquid Democracy) ist schon fast so alt wie das Internet selbst. Grundsätzlich ist damit eine demokratische Mischform zwischen direkter und repräsentativer Demokratie gemeint, die mithilfe digitaler Mittel umgesetzt wird. So könnten Bürger*innen ihre Stimme an Parteien, Politiker*innen oder Mitbürger*innen delegieren. Dies kann nach Thema, Vorlage individuell und ständig geschehen oder wieder rückgängig gemacht werden. Flüssig eben. Der Vorteil davon ist, dass so nicht die einzige Stimme einer Partei übergeben werden müsste, welche vielleicht nicht in allen Themenbereichen den eigenen Präferenzen entspricht. Ausserdem wird es einfacher, sich für einzelne Themen einzusetzen.

Politikverdrossenheit bei Jugendlichen

Das tönt verlockend. In einer Zeit in dem «Politikverdrossenheit» ein Schlagwort beim Thema Jugend in der Politik ist. So sieht auch der Computer-Spezialist und Soziologe Hernani Marques in einem Interview mit swissinfo.ch eine reelle Chance solcher digitalen Instrumente zur Förderung Junger in der Politik. Er schlägt ein Portal vor, auf dem Ideen geteilt werden können und bei einer hohen Zustimmung könnten diese Ideen im Parlament in dessen Entscheidungen einfliessen. Eine alte Verfechterin der flüssigen Demokratie ist auch die Piratenpartei in Deutschland. Diese setzt das Delegieren von Stimmen schon lange für interne Entscheide ein, fordert deren Verwendung aber auch im öffentlichen Rahmen.

Das Konzept kann im kleinen kommunalen Rahmen umgesetzt werden oder theoretisch auch auf Staatsebene. Es hängt ganz entscheidend von den digitalen Instrumenten ab, die dafür verwendet werden.

Natürlich kommen dort auch Probleme auf, wie zum Beispiel die des Datenschutzes. Jedoch könnte man sich für einzelne Themen einsetzen, die einem besonders wichtig sind. So wäre es zum Beispiel möglich, dass die Klimajugend in Umweltthemen schneller auf einer politischen Ebene partizipieren könnte, ohne dass die Jugendlichen sofort eine Karriere als Vollzeitpolitiker*innen einschlagen müssten. Das Konzept der flüssigen Demokratie ist schon älter, doch Digitalkompetenzen und Internetzugang sind erst langsam flächendeckend vorhanden. So wird das Thema mit der fortschreitenden Digitalisierung wieder aktuell und fordert zumindest zur Diskussion auf.

Service Box

Kurzes Video, welches Konzept der flüssigen Demokratie erklärt: https://www.youtube.com/watch?v=r0G_vuWTOUw

Liquid Democracy in der Piratenpartei:

https://wiki.piratenpartei.de/Liquid_Democracy

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Judith Ebnöther

Judith Ebnöther (21) ist für ihr Studium der Politik- und Kommunikationswissenschaften in die Bodenseeregion gezogen. Ihre Interessen sind extrem vielfältig und so möchte sie mit ihren Texten Ideen und Ansichten von verschiedensten Menschen und Thematiken beleuchten.

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Unter «SichtWeisen» werden relevante (Zukunfts)Themen von sechs Jungjournalist*innen professionell aufgearbeitet. «Next Generation Bodensee» möchte mit diesem Projekt der nächsten Generation im IBK-Raum eine politische Stimme geben.