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Liechtenstein als Mobiltäts-Vorbild | SichtWeisen | Foto von Guillaume Vachey auf flickr

Liechtenstein: Vorreiter der Mobilität der Zukunft

1970 war der Traum für die Zukunft noch fliegende Autos, heutzutage ist er ein gut ausgebautes Miteinander von Zug, Bus, Auto, Velo, und den eigenen zwei Beinen. Das liechtensteinische Mobilitätskonzept 2030 bietet einen soliden Ausgangspunkt für die Weiterentwicklung von Mobilität ins Jahr 2030 und darüber hinaus – für Liechtenstein und die ganze Bodenseeregion.

Also doch keine fliegenden Autos. Schade, gäbe es in der Luft doch weder Stau noch rücksichtlose Velofahrer! Aber schnell von A nach B zu kommen, geht auch anders. Es ist ein Miteinander verschiedener Verkehrsmittel gefragt, und eine Entwicklung weg vom motorisierten Individualverkehr, hin zur Nutzung vom öffentlichen und langsamen Verkehr: Zeit für Zug, Bus und Velo also!

Hoffnung für fliegende Autos?

Es gibt auch viele weitere innovative Ideen von den Liechtensteinern. 2019 hat das Fürstentum sein 300. Jubiläum gefeiert und hat in diesem Rahmen seine Bewohner gefragt, welche Zukunftsthemen der Mobilität ihnen wichtig sind. Daraus ist eine ganze Reihe von Ideen entstanden – es sind Begriffe gefallen wie Smarte Mobilität, Sponti-Sharing und Dritte Dimension. Interessant: bei Dritte Dimension soll die «Verkehrsinfrastruktur nach oben und unten erweitert» werden, es ist die Rede von Tunneln, Drohnen und Flugtaxis. Damit soll die Oberfläche entlastet werden und mehr Lebensqualität bieten. Besteht für die fliegenden Autos also doch noch Hoffnung?

Ein sich ergänzendes Gesamtsystem

Wir steuern eine Zukunft an, in welcher Mobilität mehr als nur Verbindungsmöglichkeiten von A nach B bedeutet. Kern der Leitidee der Verkehrspolitik in Liechtenstein ist Standort und Lebensqualität. Es ist Nachhaltigkeit gefordert, ein Modell, womit Interessen der Gesellschaft, Wirtschaft und Umwelt konvergieren. Die Verkehrspolitik «begreift den Individualverkehr und den öffentlichen Verkehr als sich ergänzendes Gesamtsystem». Die Gemeinschaft der Bodenseeregion sollte ein besonderes Augenmerk auf Liechtenstein richten, da sich das Land für die Beobachtung zukünftiger Entwicklungen besonders eignet. Es ist klein und überschaubar, hat ein eigenes ÖV-Netz, verfolgt eine eigenständige Mobilitätsstrategie, welche eng von der Regierung begleitet wird, und ist heutzutage noch stark durch den Individualverkehr geprägt: 2015 fuhren drei Viertel der Erwerbstätigen mit dem Auto zur Arbeit, meistens allein. Der Motorisierungsgrad liegt bei 785 Autos pro 1’000 Einwohner, ein höherer Wert als gar in der Schweiz und Österreich, welche bei etwas mehr als 500 liegen. Die Bevölkerung für andere Transportmöglichkeiten zu motivieren ist eine grosse Herausforderung, da immer der Grundsatz der Freiheit gelten sollte und Verbote nicht der Weg zu nachhaltiger Veränderung sind. Die Regierung ist mit dem Mobilitätskonzept 2030 bemüht, Reize und günstige Rahmenbedingungen für eine nachhaltige Mobilität der Zukunft zu schaffen. Und davon können andere Bodensee-Regionen profitieren.

Service Box

Die Lektüre des liechtensteinischen Mobilitätskonzepts 2030 (pdf) wird empfohlen! Viele Massnahmen und Erkenntnisse lassen sich nahtlos auf die Situation in anderen Regionen übertragen.

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Patrick Louis

Patrick Louis (21) kommt aus der Schweiz, ist aber in verschiedenen europäischen Ländern aufgewachsen. Daher interessiert ihn die internationale Kooperation im Bodenseeraum besonders. Für SichtWeisen greift er regionale Themen mit überregionalem Hintergrund auf.

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