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Frauenrollen, Männerrollen | SichtWeisen | Foto von Andrea Piacquadio von Pexels

Kommentar: Männersache, Frauensache?

Traditionellerweise besuchten Mädchen den Handarbeitsunterricht und Buben lernten technisches Werken. Eine Wahl gab es dabei selten und wenn, dann war meist der Gruppendruck grösser als das eigene Interesse. Was folgt ist das klassische Rollenbild, das sich bis ins Erwachsenenalter hält: während die einen an der Nähmaschine hantieren, greifen die anderen zum Bohrer.

Um dieser Falle entgegenzuwirken, gibt es in meiner Heimatstadt Linz ein eigenes Frauenbüro. Dieses hat sich zur Aufgabe gemacht, wesentlich zur Gleichstellung zwischen Mann und Frau beizutragen. Zum Angebot zählen auch Workshops, damit Frauen sich in klassischen „Männerdomänen“ wohler fühlen. Dazu zählt beispielsweise ein Kurs zur Wartung des eigenen Fahrrads. Vielfach haben Frauen sonst keine Berührungspunkte oder trauen sich schlichtweg nicht an das Thema heran. Oft wird einem dazu auch gar nicht die Möglichkeit gegeben und noch öfter bringt man das Fahrrad lieber zum Service und lässt die (meist männlichen) Profis ans Werk.

Empowerment sollte es allerdings nicht nur auf Seite der weiblichen Bevölkerung geben. Zu einer ausgeglichenen Gleichstellungsbestrebung müssen beide Rollenbilder beleuchtet werden. Ich bin überzeugt, dass Männer genauso perfekt einen Knopf annähen oder eine Hose kürzen, wenn man ihnen die Möglichkeit dazu gibt und das sture Rollendenken auf die Seite schiebt. Gleichstellung heisst für mich auch, dass einem alle Chancen offenbleiben und keine Tätigkeit einen Stempel aufgedrückt bekommt. Dazu gehören, dass man als Frau einen selbstverständlichen Umgang mit der Bohrmaschine lernt und als Mann sich kreativ mit der Häkelnadel austoben kann. Um die uralten Rollenbilder aufzubrechen, bieten sich „Anti-Rollenbild“-Workshops an. Um Gleichstellung zu fördern, sollten wir solche Angebote forcieren, auch um die Hemmschwelle zu senken und eine selbstbestimmte Lebensgestaltung zu ermöglichen.

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Lisa-Maria Neussl

Lisa-Maria Neussl (28) hat im Rahmen ihres Studiums und zahlreicher Urlaube die Bodenseeregion kennen und lieben gelernt. Bei SichtWeisen beleuchtet sie Hintergründe gesellschaftlicher Trends und liefert Argumente zu aktuellen politischen Themen.

2 Kommentare

  • Guter Artikel – ich dachte halt das wir alle sowieso selbstbestimmt leben und es nur der selbst auferlegten Scham/Unsicherheit/Nichtmotivation geschuldet ist, wenn irgendwer irgendwas nicht macht. Weil lernen/machen/werden kann er/sie heutzutage alles. Und sei es im Privaten wenn man/frau sich unsicher ist ( wäre bei mir dann Hose stopfen 🙂 )

    • Hallo Florian, danke für deinen Kommentar. Genau wie du schreibst, wäre es eine Möglichkeit, die eigene Unsicherheit mit einem einfachen, barrierefreien Zugang zu spezifischen Workshops zu überwinden.

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SichtWeisen – ein Projekt der IBK

Unter «SichtWeisen» werden relevante (Zukunfts)Themen von sechs Jungjournalist*innen professionell aufgearbeitet. «Next Generation Bodensee» möchte mit diesem Projekt der nächsten Generation im IBK-Raum eine politische Stimme geben.