Matthias, kannst du kurz und knapp erklären, was Sindbad ist?
Sindbad ist ein Mentoringprogramm für einerseits 14- bis 15-jährige Pflichtschulabgänger*innen und auf der anderen Seite für 20- bis 35-jährige Studierende und Berufstätige. Diese arbeiten als Mentees und Mentoren gemeinsam an einem reibungslosen Übergang der Jugendlichen von der Pflichtschule zur weiteren Ausbildung.
Wie ist die Idee dazu entstanden?
Die Idee entstand vor mittlerweile viereinhalb Jahren mit dem Gedanken, etwas gegen Jugendarbeitslosigkeit und Perspektivenlosigkeit zu tun – und zwar genau bei den Jugendlichen, die direkt nach der Pflichtschule in die Lehre oder eine andere weiterführende Ausbildung wechseln müssen. Momentan haben wir in Österreich nach wie vor das Thema, dass an vielen Schulstandorten die Möglichkeiten für genug Betreuung und ausreichend Unterstützung, um diesen Sprung zu schaffen, nicht ausreichen.
Woran könnte das liegen?
Wir haben gesagt, das was fehlt, ist in erster Linie das soziale Netz bzw. die soziale Stärke, um die Jugendlichen bei diesem Übergang zu begleiten. So haben wir 25 Freunde und Bekannte mehr oder weniger zwangsbeglückt, mit uns als Mentor*innen zu starten. Das Ziel war, herauszufinden, ob unsere Hypothese stimmt: Wenn man in Beziehung tritt und dabei ernst genommen und Interesse an einem gezeigt wird, man diesen Sprung wahrscheinlicher schaffen.
Und hat sich die Hypothese bewahrheitet?
Glücklicherweise hat sich relativ rasch herausgestellt, dass es tatsächlich so ist. Es ging nicht nur mehr um das Thema, eine Lehrstelle oder einen weiterführenden Schulplatz zu finden, sondern darüber hinaus vor allem auch darum, eine andere Lebenswelt kennenzulernen – und zwar nicht nur bei den Mentees, sondern auch bei ihren Mentor*innen.
Was war das bisher grösste Learning aus den Jahren bei Sindbad?
Mein persönliches Learning ist: nicht zu viel planen, sondern lieber machen. Es ist besser, die Dinge auszuprobieren, um dann in einem weiteren Schritt herauszufinden, wo man allenfalls nachschrauben muss.
Sindbad gibt es nun schon eine ganze Weile. Hast du eine schönste Erinnerung?
Also meine schönsten Erinnerungen sind auf jeden Fall immer unsere Kick-offs, bei denen die Mentees und Mentor*innen zum ersten Mal zusammentreffen. Es herrscht immer eine unglaubliche Stimmung, alle sind sehr nervös, Mentees wie Mentor*innen. Es prallen quasi erstmalig diese zwei Lebenswelten aufeinander und man kommt drauf, wie viel man doch gemein hat. Das ist einfach immer wieder ein wahnsinnig toller, schöner und unglaublicher Moment!
Bei Sindbad geht es in gewisser Weise um Vorbilder. Hast du ein Vorbild?
Ich habe viele persönliche Vorbilder, jedoch für unterschiedliche Bereiche unterschiedliche Vorbilder. Es gibt nicht die eine Person, die für mich alles verkörpert.
Braucht man überhaupt Vorbilder?
Definitiv. Ich würde es aber anders formulieren: Man braucht Personen, denen man vertrauen und mit denen man sich über gewisse Themen austauschen kann. Diese Funktion sollte ein Vorbild unbedingt übernehmen.
Was ist euer Ziel für das kommende Jahr? Wie geht es mit Sindbad weiter?
Wir planen Sindbad in allen Bundesländern in Österreich aufzugleisen. Ganz konkret wollen wir schon nächstes Jahr in Vorarlberg einen Standort eröffnen. Ich lade natürlich alle ein, sich bei uns zu melden und in der Region mitzuwirken.
Bis jetzt haben Matthias und seine Kolleg*innen über 1‘100 junge Menschen begleitet. Unterstützt wird Sindbad unter anderem auch von der Stiftung Fürst Liechtenstein, die den Betrieb mitfinanziert. Gerade in Zeiten von Höchstständen in der Jugendarbeitslosigkeit gilt das Credo: Tun statt Reden. Sindbad liefert mit dem Mentoringprogramm einen enorm wertvollen Beitrag für die Gesellschaft. Wer sich näher informieren möchte, findet auf der Homepage unter www.sindbad.co.at weitere Details.
Danke Lisa-Maria für Deinen Beitrag!