Das Internet schafft einen Raum, in dem in kurzer Zeit Themen global diskutiert werden können. Durch das rasante Verbreiten von Informationen und vor allem Meinungen wird auch ein gewisser Meinungsdruck erzeugt. Nicht nur von Politiker*innen oder Menschen im öffentlichen Leben wird erwartet sich zu positionieren. Auch im privaten Umfeld wird oft die Frage gestellt „Bist du dafür oder dagegen?“
Die Bias und das „Meinungsgefängnis“
Dabei sollten wir uns bewusst machen, dass Meinungsbildung kein leichtes Unterfangen ist, da wir stets von der sogenannten „Confirmation Bias“ begleitet werden. Informationen, die uns „in den Kram passen“ werden mehr beachtet und als wichtiger wahrgenommen, als jene, die nicht mit unseren Weltanschauungen korrelieren. Das bedeutet also, dass es uns schwer, fällt Informationen ungefiltert und neutral aufzunehmen. Diesen Prozess zu erkennen und zu verstehen, kann jedoch der erste Schritt sein, um sich aus dem „Meinungsgefängnis“ zu befreien.
Passiver oder aktiver Umgang mit Informationen
Der zweite Schritt wäre, sich bewusst andere Meinungen anzuhören und zu reflektieren. Doch das Problem um die „Confirmation Bias“ wird auch von der Einseitigkeit verstärkt, wie uns Informationen vermittelt werden. Natürlich versuchen Informationsmedien verschiedene Meinungen zu Wort kommen zu lassen. Gesagtes und Geschehenes wird analysiert und reflektiert. Trotzdem fehlt es an Möglichkeiten, sich als interessierte Bürger*innen in einem öffentlichen Raum über politische Ansichten und Meinungen aktiv austauschen zu können.
Aktiven Meinungsaustausch in der Gesellschaft fördern
Die meisten Onlinemedien bieten mittlerweile eine Kommentarfunktion an, unter der man oft interessante Diskussionen zwischen User*innen verfolgen kann, bei denen recherchiert wurde und Argumente vorgelegt werden, die man selbst nicht in Betracht gezogen hat. Da die Kommentarfunktion hauptsächlich auf das Kommentieren ausgelegt ist, erschwert dies eine übersichtliche Diskussion.
Genau da kann man ansetzen: Mit dem Einrichten moderierter Foren bei Onlinemedien (oder sogar auf der Internetseite der jeweiligen Regierung), in denen der Diskurs zwischen verschiedenen Ansichten im Mittelpunkt steht. Wo es nicht darum geht „für oder gegen etwas“ zu sein, sondern darum, sich in einem öffentlichen Rahmen aktiv auszutauschen und verschiedene Perspektiven nachzuvollziehen. Ein Forum, in dem die Nutzer Zugang zu seriösen Quellen und Informationen bekommen und gleich darüber reflektieren und argumentieren können. Das kann eine weitere Dimension der Meinungsbildung sein, in der sich verschiedene Ansichten nicht nur gegenüberstehen, sondern ein gemeinschaftlicher Umgang gefunden wird. Ein weiterer Schritt hin zur inklusiven Gesellschaft, in der wir miteinander kontroverse Themen diskutieren und aufarbeiten, um anschließend eine gemeinsame Lösung zu finden. Denn nicht über Probleme und Diskrepanzen zu sprechen, erschafft das eigentliche Problem.