Es gibt schon länger einen politischen und gesellschaftlichen Dialog darüber, wie man Frauen in der Arbeitswelt und der Forschung besser fördern könnte. Braucht es Frauenquoten, spezielle Networking Events für Frauen und genderspezifische Förderprogramme?
Bei dieser Diskussion wird oft ein wichtiger Punkt vergessen: Nur, weil es mehr Frauen möglich ist Karriere zu machen, verschwinden das Patriarchat und die damit verbundenen Gesellschaftsstrukturen nicht einfach so.
Gleichberechtigung führt zu Doppelbelastung
Neben den verbesserten Aufstiegschancen im Beruf entsteht vermehrt auch eine Doppelbelastung für viele Frauen. Von der modernen Frau wird nicht nur eine steile Karriere erwartet (schliesslich soll sich der teure Universitätsabschluss für die Allgemeinheit auch lohnen), sondern auch eine liebevolle Kindererziehung (nicht zu viel Fremdbetreuung, denn das ist herzlos) und dazu bitte auch noch einen sauberen Haushalt. Nicht zu vergessen, genug Self-Care in Form von Sport oder anderem.
Bei der Schweizerischen Gesundheitsbefragung (SGB) wurde der Gesundheitszustand von Arbeitnehmenden im Jahre 2012 und 2017 verglichen. Bei den Arbeitszeiten zeigt sich die Emanzipation der letzten Jahre, während die monatliche Arbeitszeit bei den Männern leicht zurückging, stieg diese der Frauen deutlich an. Die Stresslevels von Frauen sind in dieser Zeit deutlich mehr gestiegen als diese der Männer. Die Zahl von Burnouts bei Frauen stieg in den letzten Jahrzehnten stark.
Es gibt keine simple Lösung
Bei der medialen Auseinandersetzung mit dem Thema wird dann oft der Fehler bei den Frauen gesucht. So titelt das Magazin «wirEltern»: «Frauen achten zu wenig auf Ihre Bedürfnisse». Nein, die Gesellschaft erwartet von den Frauen einen eigentlich unmöglichen Spagat. Dass die Erwartungen an die emanzipierte Karrierefrau unmenschlich hoch sind, wurde lange nicht diskutiert, denn mit dieser Grundlage wird die Lösung des Problems eben etwas komplizierter als das Einführen einer Frauenquote oder Ähnlichem.
Natürlich ist es grossartig, dass immer mehr Frauen Zugang zu guter Bildung bekommen. Jedoch braucht es für einen wirklichen Female Shift noch viele grundsätzliche Änderungen in der Gesellschaft. Von staatlicher Seite zum Bespiel umfassendere Betreuungsangebote, aus der Wirtschaft mehr Möglichkeiten für eine Karriere, trotz Teilzeitarbeit (für Männer und Frauen!). Dies bringt aber noch lange nichts, wenn nicht auch ein radikaler, gesellschaftlicher Wandel geschieht, bei dem nicht nur die Karriere gleichberechtigt verläuft, sondern zum Beispiel auch die Care-Arbeit von Kindern und Angehörigen oder simple Dinge, wie die Erledigung des Haushaltes.