Schon vor hundert Jahren hat Österreichs bekanntester Ökonom, Joseph Schumpeter, die Schlüsselrolle des Innovationprozesses für den Wettbewerb beschrieben. In der Schweiz ist Innovation gar längst zur nationalökonomischen Überlebensstrategie geworden. Da hierzulande die Verhältnisse für kostenkompetitive Massenproduktion fehlen, setzt man auf Spezialisierung und Innovation. Zukunftsweisende Institutionen wie die ETH haben frühzeitig dafür gesorgt, dass heutzutage Schweizer Exporte weltweit gefragt sind.
So lässt sich denken, dass Innovation um jeden Preis stattfinden muss. Gerade aber in Zeiten der digitalen Entwicklung, in der jede Erneuerung das Potenzial hat, unsere Gesellschaft komplett umzugestalten, müssen wir darauf achten, wem Innovation zugutekommt. Die chinesische Regierung hat jahrelang digitale Innovation gefordert, indem sie Internetkonzerne wie Tencent und Alibaba unterstützt hat. Heute kann beobachtet werden, wie sie diese Unternehmen zum Ausbau eines totalen Überwachungssystems drängt, welches das berüchtigte Sozialkredit-System ermöglichen soll. Neuste digitale Technik wird also instrumentalisiert, um eine veraltete, autoritäre Staatsform am Leben zu halten. Angesichts dieser perversen Entwicklung behaupte ich: Innovation soll weder zur autoritären noch zur kapitalistischen Selbsterhaltung dienen. Neue Technologien sind nur das wert, was sie zu einer besseren, faireren Gesellschaft beitragen können.