Obwohl dies eine weitverbreitete Meinung ist, stimmt sie so nicht, wie verschiedene Studien zum Thema zeigen. Auch Lucia Plaen, die als Teamleiterin Kommunikation für Easyvote tätig ist, möchte dieser Aussage nicht generell zustimmen. Immer wieder beobachtet sie, dass Jugendliche sehr wohl an Politik interessiert sind, besonders bei Themen, welche sie direkt betreffen. Für viele junge Menschen ist politisches Interesse aber nicht unbedingt mit politischer Beteiligung auf institutionellem Wege verbunden. Easyvote möchte diese Brücke schaffen und macht es sich seit fast zehn Jahren zum Ziel, Schweizer Wahlberechtigte zwischen 18 und 25 Jahren zum Wählen und Abstimmen zu motivieren.
Meinungsbildung neu auch in den sozialen Medien
Die zur Meinungsbildung relevanten Informationsquellen junger Menschen verändern sich stetig. Obwohl klassische Medien vor allem über ihre Onlineoutlets immer noch wichtige Ressourcen sind, werden soziale Medien auch bei der politischen Meinungsbildung wichtiger. So versucht Easyvote mit zielgruppengerechten Kurzvideos und der Präsenz auf verschiedenen Plattformen, Junge dort abzuholen, wo diese sich sowieso schon aufhalten. Das grösste Potenzial sieht Lucia Plaen momentan auf der Plattform Tik Tok und bei der Zusammenarbeit mit Schulen. Auf Tik Tok befinden sich die meisten Personen im Alter der angestrebten Zielgruppe und durch ausgebaute politische Bildung in der Schule kämen alle Jugendlichen in der Schweiz schon früh zumindest einmal in Berührung mit den Instrumenten der direkten Demokratie.
Überforderung kann zu Nichtbeteiligung führen
Die Gründe für die niedrige Wahlbeteiligung sind divers. Einerseits sinkt das Vertrauen in die institutionelle Politik. Junge wollen bei Themen, welche sie beschäftigen, schnell eine Lösung haben. So bevorzugen sie Demos oder Onlineproteste vor den klassischen Instrumenten der politischen Beteiligung. Als weiteren grossen Faktor für die Abstinenz von der Wahlurne, sieht Lucia Plaen auch die Überforderung von vielen jungen Menschen. «Politische Beteiligung ist ein bisschen wie Autofahren, man muss es lernen und üben, bis man sich dabei sicher fühlt.» Genau hier möchte Easyvote ansetzen und eine neutrale, einfache und zielgruppengerechte Meinungsbildung möglich machen. So kann das grosse politische Interesse der jungen Generation hoffentlich auch tatsächlich in Wahlbeteiligung übersetzt werden.
Danke für den Beitrag. Die Problematik ist, dass politische Bildung in der Schweiz sich vor allem an Gymnasiasten wendet. Zwar wird auch im ABU (Allgemeinbildender Unterricht) Politik unterrichtet. Nur der Anteil an Jugendlicher die wegen der Staatsangehörigkeit nicht abstimmen darf ist hoch.