SichtWeisen
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Der Klimastreikbewegung in der Schweiz liegt ein steiniger Weg bevor

2019: Schüler*innen fluten die Strassen weltweit. Sie fordern, dass der Klimawandel ernst genommen wird und dass gehandelt wird. Der Medienrummel um die Klimastreikenden scheint kein Ende zu nehmen. Bei den Schweizer Parlamentswahlen gibt es ein historisch grünes Ergebnis. Die grüne Welle rollt.
2020: Und zumindest an der Medienpräsenz gemessen, ist momentan Ebbe bei der Klimastreikbewegung. Aber, was läuft innerhalb der Bewegung in der Schweiz ab? Wo soll es hingehen? Was sind ihre Hoffnungen und Ziele? Wo liegen ihre Probleme?

Mit je mehr Mitgliedern der Bewegung man, spricht, desto deutlicher wird: Sie wissen es selbst noch nicht genau. Und dies auf verschiedensten Ebenen. Zum einen gibt es extreme organisatorische Herausforderungen zu meistern. «Es herrscht Chaos», meint Andri, der momentan Vollzeit für die Bewegung aktiv ist und sowohl auf nationaler Ebene wie auch in Zürich mitarbeitet. Es fehle überall an Strukturen und an transparenten Hierarchien. Momentan gibt es diese höchstens inoffiziell, entschieden wird per Konsensprinzip, jeder darf mitbestimmen.

Die Bewegung entwickelt sich «von unten»

Sven, der in Winterthur und national aktiv ist, will auch an der Struktur und Organisation der Bewegung arbeiten. Für ihn gibt es dort noch reichlich Optimierungspotential. Er findet aber auch, man habe schon einiges erreicht. So erinnert er sich an eine seiner ersten Sitzungen: «Diese dauerte fünf Stunden, vieles war unorganisiert. Beeindruckend war jedoch, dass trotzdem so viele die Geduld dafür aufgebracht hatten.» Im Vergleich dazu hat sich schon einiges getan, aber es gibt immer noch vieles zu klären. Es steht die Frage nach der nationalen Koordination im Raum. Entwickelt hat sich die Bewegung «von unten», regional wurden Gruppen gegründet, die nur lose zusammenhängen. Ob und wie diese Gruppen nun national koordiniert und kontrolliert werden sollen, ist unter den Mitgliedern umstritten.

Massen mobilisieren und das Unmögliche machen, heisst die Devise

Ein weiteres Problemfeld stellen die unterschiedlichen ideologischen Orientierungen in der Bewegung dar. Die utopischen Träumer, welche auf eine grundlegende soziale und wirtschaftliche Veränderung der Gesellschaft hoffen, sind genauso Teil der Bewegung, wie pragmatische Pessimisten, welche vor allem die Klimaemissionen reduzieren möchten, um den (gefühlten) Weltuntergang abzuwenden. Diese kommen sich auch bei der Strategieplanung in die Quere. So stehen kompromisslose, revolutions-ähnliche Bestrebungen gefälligen Strategien gegenüber, bei denen Lösungen schwerer gewichtet werden als Ideale. Lena, die in Bern und national aktiv ist, erklärt: «Momentan steht die nächste Demo im Fokus, was danach kommt, weiss ich selbst noch nicht.» Das beschreibt eine grosse Herausforderung der Bewegung. Für kurzfristige Events werden innovative Wege gefunden, um Massen zu mobilisieren und das Unmögliche möglich zu machen. Langfristig fehlt aber momentan noch die grosse gemeinsame Vision. Wichtig ist aber: Die Mitglieder der Klimastreikbewegung sind sich dessen bewusst und die Diskussion über die Zukunft ist ständiger Wegbegleiter bei Sitzungen und Treffen. Es bleibt also spannend zu sehen, wohin sich die Bewegung entwickeln wird.

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Judith Ebnöther

Judith Ebnöther (21) ist für ihr Studium der Politik- und Kommunikationswissenschaften in die Bodenseeregion gezogen. Ihre Interessen sind extrem vielfältig und so möchte sie mit ihren Texten Ideen und Ansichten von verschiedensten Menschen und Thematiken beleuchten.

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Unter «SichtWeisen» werden relevante (Zukunfts)Themen von sechs Jungjournalist*innen professionell aufgearbeitet. «Next Generation Bodensee» möchte mit diesem Projekt der nächsten Generation im IBK-Raum eine politische Stimme geben.